Aktuelles, Wissen & Hintergründe — meine Arbeit als Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie mit dem ganzheitlichen Blick auf den Menschen und die Medizin.
Chronische Erschöpfung bei autoimmunen Erkrankungen
Die Erschöpfung (Fatigue) bei Autoimmunerkrankungen ist für viele betroffene Menschen das am meisten belastende Symptom ihrer Erkrankung.
Die Erschöpfung unterscheidet sich von der Müdigkeit, die die meisten Menschen nach körperlicher Anstrengung oder wenn sie nicht gut geschlafen haben, empfinden. Es ist ein Gefühl ständiger Erschöpfung, das es schwer macht, den Tag zu überstehen, geschweige denn an Aktivitäten teilzunehmen, die einem Spaß machen.
Warum Autoimmunerkrankungen und Fatigue einhergehen, ist nicht vollständig geklärt. Die Fatigue kann sich bei Zunahme der Krankheitsaktivität verschlechtern, aber sie kann sich auch unabhängig vom Entzündungsgeschehen verhalten.
Man nimmt an, dass eine Dysregulation der Entzündungszytokine und ihrer Rezeptoren bei Autoimmunerkrankungen die normale physiologische Homöostase der Zytokine stört und zur Müdigkeit beiträgt.
Entzündungen, die in der Peripherie auftreten, können aber auch über verschiedene Wege in das Gehirn übertragen werden und zu Neuroinflammation mit einem Krankheitsgefühl das zu einem bestimmten Verhalten führt dem „sickness behaviour“ führen. Dieses Krankheitsverhalten geht mit Unwohlsein, Fieber, Appetitlosigkeit, verminderte Libido, depressive Stimmung, Lethargie, Schmerzüberempfindlichkeit, übermäßige Schläfrigkeit und Müdigkeit einher. Dieser Mechanismus dient eigentlich dem Körper, dem Kampf gegen Krankheitserreger Priorität einzuräumen und somit Energie einzusparen. Bei einer Autoimmunerkrankung ist aber das Immunsystem gegen sich selbst fehlgeleitet und das andauernde Erschöpfungsgefühl belastet den Alltag.
Die Fatigue kann aber auch durch Medikamente wie z.B. Antihistaminika (Mittel gegen Allergien), Kortison oder auch Immunsuppressiva induziert werden.
Aber neuere Forschungsergebnisse diskutieren weitere Ursachen, die die Fatigue bei Autoimmunerkrankungen verursachen können: hierzu gehören u.a. die Störung der Mitochondrienfunktion oder die Rolle des Kynureninstoffwechsels.
Kynurenin ist ein Metabolit des Tryptophan-Stoffwechsels und wird mit neuroinflammatorischen Prozessen in Verbindung gebracht, die möglicherweise zur Fatigue beitragen (1) (2). Hier spielt das Darmmikrobiom eine große Rolle. Denn die Aminosäure Tryptophan, nehmen wir mit der Nahrung zu uns auf. Tryptophan ist der Vorläufer von Serotonin. Doch dieser Stoffwechselweg ist eher untergeordnet. Der große Teil des Tryptophans wird für den Kynurenin-Weg verwendet. Die Metaboliten des Kynurenin-Wegs sind an verschiedenen physiologischen und pathophysiologischen Prozessen beteiligt, darunter Entzündungen, Neurodegeneration und die Modulation von Stimmung und Verhalten. In entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis kann eine erhöhte Aktivität des Kynurenin-Wegs zur Entstehung von Fatigue beitragen. Proinflammatorische Zytokine wie IFN-γ induzieren die Aktivität von IDO, was zu einer vermehrten Produktion von Kynurenin führt. Dieser Mechanismus könnte erklären, warum viele Patienten mit chronischen Entzündungen unter schwerer Müdigkeit leiden (3).
Die mitochondriale Dysfunktion wird ebenfalls zunehmend als ein Schlüsselfaktor bei der Entstehung von Fatigue in verschiedenen Erkrankungen erkannt, einschließlich chronischer Entzündungen, neurodegenerativer Krankheiten und insbesondere bei chronischem Müdigkeitssyndrom (Chronic Fatigue Syndrome, CFS) und rheumatoider Arthritis (RA) (4). Die Mitochondrien, die als "Kraftwerke" der Zellen fungieren, sind für die Energieproduktion in Form von Adenosintriphosphat (ATP) verantwortlich. Eine Störung ihrer Funktion kann daher zu einer verminderten Energieproduktion und erhöhter Ermüdung führen.
Spezialisierte Labore können heutzutage diese möglichen Ursachen für Fatigue abklären. Im ganzheitlichen therapeutischen Ansatz, der die Ernährung, das Darmmikrobiom, die Phytotherapie, die Mikronährstoffe und den Lebensstil beinhaltet, versuchen wir diese komplexen Mechanismen wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen und somit die Lebensqualität wieder herzustellen.
(1) Park Y, Lee JJ, Koh JH, Kim MJ, Park SH, Kwok SK. Kynurenine pathway can be a potential biomarker of fatigue in primary Sjögren's syndrome. Clin Exp Rheumatol. 2023 Dec;41(12):2363-2370. doi: 10.55563/clinexprheumatol/cp4st9. Epub 2023 Feb 17. PMID: 36826785.
(2) Moulin D, Millard M, Taïeb M, Michaudel C, Aucouturier A, Lefèvre A, Bermúdez-Humarán LG, Langella P, Sereme Y, Wanherdrick K, Gautam P, Mariette X, Dieudé P, Gottenberg JE, Jouzeau JY, Skurnik D, Emond P, Mulleman D, Sellam J, Sokol H. Counteracting tryptophan metabolism alterations as a new therapeutic strategy for rheumatoid arthritis. Ann Rheum Dis. 2024 Feb 15;83(3):312-323. doi: 10.1136/ard-2023-224014. PMID: 38049981; PMCID: PMC10894831.
(3) Waclawiková B, El Aidy S. Role of Microbiota and Tryptophan Metabolites in the Remote Effect of Intestinal Inflammation on Brain and Depression. Pharmaceuticals (Basel). 2018 Jun 25;11(3):63. doi: 10.3390/ph11030063. PMID: 29941795; PMCID: PMC6160932.
(4) Gong, Y., et al. (2012). Mitochondrial dysfunction in rheumatoid arthritis: clinical and therapeutic implications. Arthritis Research & Therapy, 14(1), 13.
Omega-3-Fettsäuren sind ein wichtiger Bestandteil der Membranen unserer Zellen und sie tragen dazu bei, dass viele Gewebe, insbesondere unser Gehirn, richtig funktionieren. Außerdem spielen die Fettsäuren im Rahmen der entzündlich-immunologischen Reaktion eine entscheidende Rolle. Unser Körper kann die Omega-3-Fettsäuren nicht selbst herstellen, er muss sie über die Nahrung aufnehmen.
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